Nach einer etwa dreimonatigen Probenzeit ist einem für DIE kleine BÜHNE großen Ensemble eine erfolgreiche Premiere des Stückes „Ein Volksfeind“ gelungen. Mit dem Löwenanteil an Text brachte Frank Neumann die Rolle des Dr. Stockmann lebendig auf die Bühne und erwarb die Sympathien des Publikums, welches mit ihm litt, als er wort- und bildgewaltig von seinen Mitmenschen zum Volksfeind erklärt wurde. Daniel van Vugt in der Rolle des Bruders und Bürgermeisters glänzte durch gleichermaßen überzeugende wie abstoßende Sätze („Die Gesellschaft braucht keine neuen Ideen! Sie ist da, wo sie jetzt steht, genau da, wo sie sein soll – und muss nicht auf Teufel komm raus immer weiter gebracht werden!“).
In weiteren Rollen waren Iris Sabiel (Katharina Stockmann), Mareike Ernst (Petra Stockmann), Angelika Maurer (Martha Kiil), Gudrun Isenbeck (Frau Hovstad), Silvana El-Halabi (Swantje Billing) und Maximilian Lorch (Jan Aslaksen) sowie Rolf Rodenburg (Kapitän Horster) zu sehen.
Besondere Umstände brachte die kurzfristige Erkrankung der Darstellerin von Frau Aslaksen (Ingrid Gieseler) mit sich – und forderte Andreas Ludin die außerordentliche Leistung ab, neben der Regiearbeit in kürzester Zeit eine Rolle zu lernen und in der Premierenvorstellung zu spielen. Doch die gute Nachricht: Das Stück wird in der zweiten Hälfte der Spielzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit in seiner ursprünglichen Besetzung zu sehen sein!
Andreas Ludin setzte zudem mit dem Chor der Ortsbewohner ein klassisches Stilmittel des griechischen Theaters in Szene, der in Ibsens Original noch nicht vorgesehen war. In dieser Form hat es das für DIE kleine BÜHNE noch nie gegeben. Drei neue Gesichter (Cinzia Pizzati-Sturm, Tanja Kreiß und Johannes Alex) begleiteten, beobachteten, kommentierten gemeinsam mit weiteren Darsteller:innen aus dem Stück die Handlung. Als „eindrucksvoll“ und „originell“ beschrieben die Zuschauer die Wirkung des Chors.
Für die Darstellenden handelt es sich dabei um eine besonders wertvolle Rückmeldung – denn die Proben des Chors waren langwierig, anstrengend und auf den letzten Metern vor der Premiere auch zeitraubend. Nicht nur ist hierbei wie immer Textsicherheit gefragt – sondern präzise abgestimmtes Timing, ein feines Gespür für den Chor als gemeinsam organisch agierende Einheit. Doch die Publikumsstimmen zeigen: Es hat sich gelohnt!